Radbrunnenstraße | Hann. Münden

In Hann. Münden hat die Bürgergenossenschaft Mündender Altstadt 2019 die Sanierung eines Einfamilienhauses in der Radbrunnenstraße 16 abgeschlossen. Das Gebäude war zuvor nach einer ausgeschlagenen Erbschaft als herrenloses Haus an das Land Niedersachsen, das Niedersächsische Landesamt für Bau und Liegenschaften, gefallen und hatte einige Jahre leergestanden. Für die Mitglieder der Bürgergenossenschaft, die das Haus betraten, erschien es beinahe, als ob die letzte Eigentümerin es gerade erst verlassen hatte. Es war vollständig möbliert und der komplette Hausstand vorhanden. Durch eine Undichtigkeit im Dach, hatte sich in der Küche ein großes Stück der Lehmdecke abgelöst und war herabgefallen. Ein Pilz zog sich bereits von der Decke bis zum Boden. Ansonsten war das Haus in gutem Zustand. Es besteht aus einem Vorderhaus mit je einem Zimmer pro Etage und einem Hinterhaus – insgesamt 130 Quadratmeter Wohn-Nutzfläche.

Arbeitsweise der Genossenschaft

Da die Genossenschaft auf Einnahmen und Spenden angewiesen ist, wurde zunächst ein Flohmarkt im Haus veranstaltet, um das Inventar zu verkaufen. Nach Voruntersuchung der vorhandenen Bausubstanz und intensiver Planung, wurden Bauwochen oder -wochenenden festgelegt. Hier finden sich zumeist zwischen 5 und 20 Personen, die bei den Arbeitseinsätzen tatkräftig mithelfen. Einige erfahrene Handwerker, zum Teil bereits in Rente, und Bernd Demandt als gelernter Tischler, weisen die Mitwirkenden in die anstehenden Arbeiten ein. So wurden auch in der Radbrunnenstraße nach Kräften Tapeten, Fliesen, Gipskartonplatten und Installationen entfernt, Holz abgeschliffen, gesägt, verputzt und angestrichen. Sabine Momm, Mitglied des Vorstands, erklärt: „Die Mitglieder können entsprechend ihrer Vorkenntnisse mitarbeiten. Einige trauen sich auch mal an Neues heran, wie etwa eine Wand mit Lehm zu verputzen. Für diese Arbeiten bekommt man mit der Zeit ein gutes Gefühl. Oder jemand räumt zwischendurch auf – das ist auch wichtig für den Fortgang.“ Unterstützung erhält die Bürgergenossenschaft auch durch Mitarbeiter, die durch ein gefördertes Qualifizierungsprogramm des Bundes unterstützt werden.

Sanierungsarbeiten

Heizungs-, Sanitär- und Elektroarbeiten wurden von Handwerker-Fachbetrieben erledigt, ebenso wie die Dachdecker- und Zimmermannsarbeiten. „Man muss bei der Umsetzung der Planung in einem alten Haus flexibel darauf reagieren können, was man vorfindet,“ sagt Sabine Momm. So wurde beispielsweise im Dachgeschoss der Zwischenboden zum Spitzboden herausgenommen, um dem Raum mehr Höhe zu geben. Aus dem Dachboden des Hinterhauses ist eine Dachterrasse mit einem weiten Blick über die Altstadt entstanden.

Eigenleistung als Erfolgsrezept

Auf Steuererleichterungen konnte die Bürgergenossenschaft nicht zurückgreifen, weil hier vor allem die Einkommenssteuer interessant ist, die die Bürgergenossenschaft bisher nicht zahlt. Auch wurden aufgrund der hohen Eigenleistung keine Fördermittel beantragt. Doch zeigt die Arbeit der Bürgergenossenschaft einen anderen Weg auf, der sehr stark durch gemeinschaftliches Engagement und ein gemeinsames Ziel geprägt ist.

Das Haus in der Radbrunnenstraße ist nach einem Mehrfamilienhaus in der Speckstraße das zweite voll sanierte und bereits vermietete Haus der Bürgergenossenschaft in Hann. Münden. Zwei weitere Häuser, die sich in ihrem Besitz befinden, sind in der Planungsphase. Eines davon steht in direkter Nachbarschaft zur Radbrunnenstraße und ist der nächste Ort für Arbeitseinsätze der Genossenschaft. Über die Genossenschaftsanteile sind alle Anteilseigner Miteigentümer der beispielhaft sanierten Gebäude.

Steckbrief

  • Sanierungszeit: rd. 2,5 Jahre
  • Wohn-Nutzfläche: rd. 130 qm
  • Eigenleistungen: Rückbau des Innenausbaus und Entfernen der Installationen, Fliesen legen, Innenputz, Aufarbeitung und Pflege der Holzkonstruktionen, Erneuerung der Fußböden inklusive Nivellierungen, Fassadenarbeiten
  • Arbeiten durch Fachfirmen: Dach- und Zimmermannsleistungen inklusive Dachdämmung, Erneuerung aller Heizungs-, Elektro- und Sanitär-Installationen
  • Fördermittel / Steuererleichterungen: keine

Vorher / Nachher

Vordere Stube im Erdgeschoss vor und nach der Sanierung // © Astrid BurkhardtVordere Stube im Erdgeschoss vor und nach der Sanierung // © Astrid Burkhardt

Vordere Stube im Erdgeschoss vor und nach der Sanierung // © Astrid Burkhardt

Blick ins Hinterhaus 2016 und 2020 // © Astrid BurkhardtBlick ins Hinterhaus 2016 und 2020 // © Astrid Burkhardt

Blick ins Hinterhaus 2016 und 2020 // © Astrid Burkhardt

Vorher Dachboden des Hinterhauses, heute Dachterrasse // © Astrid BurkhardtVorher Dachboden des Hinterhauses, heute Dachterrasse // © Astrid Burkhardt

Vorher Dachboden des Hinterhauses, heute Dachterrasse // © Astrid Burkhardt

Flur und Bad im Hinterhaus // © Astrid BurkhardtFlur und Bad im Hinterhaus // © Astrid Burkhardt

Flur und Bad im Hinterhaus // © Astrid Burkhardt

Zuvor ein Wohnraum im Hinterhaus, heute die moderne Küche // © Astrid BurkhardtZuvor ein Wohnraum im Hinterhaus, heute die moderne Küche // © Astrid Burkhardt

Zuvor ein Wohnraum im Hinterhaus, heute die moderne Küche // © Astrid Burkhardt

Außenansicht // © Astrid BurkhardtAußenansicht // © Astrid Burkhardt

Außenansicht // © Astrid Burkhardt

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